Man könnte annehmen, dass im Jahr 2022 eine selbstbestimmte Geburt selbstverständlich ist. Nun, ganz sicher hat sich einiges getan. Noch vor ungefähr 50 Jahren war es üblich, die gebärende Frau unter Narkose zu setzen und das Kind aus ihr herauszuziehen. Seit da hat sich vieles verändert.
Eine natürliche Geburt
Viele Frauen setzen sich erst bei der eigenen Schwangerschaft bewusst mit dem Thema Geburt auseinander. Jede Frau wünscht sich am Ende etwas anderes: Wünscht sich die eine sofort eine PDA und mit Einleitung im Spital zu entbinden, möchte die andere ganz natürlich im Kreis der Familie gebären.
frau hat sehr viele Möglichkeiten und viel Mitspracherecht – wenn sie denn davon Gebrauch macht.
Wir möchten dir ein paar Tipps auf den Weg geben, wie du dich vorbereiten kannst und worauf du besonders achten musst, um eine möglichst selbstbestimmte, positive und natürliche Geburt zu erleben.
Deine Betreuung während der Schwangerschaft
GynäkologInnen oder Hebamme
Untersuchungen während der Schwangerschaft müssen nicht zwingend von GynäkologInnen durchgeführt werden. Auch eine Hebamme kann diese Aufgabe übernehmen. In der Schweiz hat frau seit einigen Jahren die freie Wahl, von wem sie sich untersuchen lassen will. Und die Krankenkasse übernimmt diese Leistungen vollumfänglich!
Du hast ab der 13. Schwangerschaftswoche Anspruch auf diese Leistungen, durch eine Hebamme:
- Kontrolluntersuchungen
- Überweisung zu einer ärztlichen Ultraschallkontrolle
- vorgeburtliche Untersuchungen mittels Kardiotokografie
- nachgeburtliche Kontrollen zwischen der sechsten und der zehnten Woche nach der Geburt
- Geburtsvorbereitung. Die OKP (Obligatorische Krankenkasse) leistet einen Beitrag von 150 Franken an einen Einzel- oder Gruppenkurs.
- Stillberatung. Die OKP übernimmt die Kosten von drei Sitzungen.
Tipp
Fange frühzeitig mit der Suche an, Hebammen sind sehr gefragt und schnell ausgebucht. Vor allem, wenn der errechnete Geburtstermin in die Schulferien fällt.
Hier findest du eine Hebamme:
Unsere Hebammen-Tipps für die Umgebung Basel-Stadt/-Land
www.maam.ch
www.mileja.ch
www.haus-der-geburt.ch
www.tagmond.ch
Du findest keine Hebamme? Der Verein „Family Start“ hilft dir kostenlos und stellt dir so schnell als möglich jemand zur Seite.
Möchtest du eine Hebamme oder eine Beleghebamme?
Einige Frauen wünschen sich eine besonders enge Betreuung durch dieselbe Person, und zwar vor und nach der Geburt. Diese Hebamme ist während der Geburt selbst dabei und macht auch die Nachbetreuung im Wochenbett. Das nennt man eine Beleghebamme.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Hebamme kennt die Mutter und ihre Wünsche bereits gut, weiss, wie man sie beruhigen kann und es herrscht schon ein Vertrauensverhältnis.
Zudem wird sie nicht mitten im Geburtsverlauf nach Hause müssen, weil ihre Schicht zu Ende ist.
Tipp
Nicht jedes Spital oder Geburtshaus ermöglicht die Betreuung durch eine Beleghebamme, die du selbst „mitbringst“. Es gibt Institutionen, die eine Liste möglicher Beleghebammen zur Verfügung stellen, andere, die nur ihre eigenen (angestellten) Hebammen wünschen. Kläre dies unbedingt vorher ab und frage die Hebamme deiner Wahl, was sie alles anbietet.
Was wünschst du dir von deiner Hebamme?
Jede Hebamme bietet andere Dienstleistungen an: Bekommst du bei der einen noch Akupunktur, kümmert sich eine andere um die richtige Tinktur gegen deine Übelkeit. Überlege dir vorher, was du dir alles wünschst.
Wo möchtest du gebären?
Die Wahl des Geburtsortes ist ebenfalls wichtig. Möchtest du dein Kind im Spital, im Geburtshaus oder zu Hause auf die Welt bringen?
Ganz wichtig: Die Frau gebärt und lebt die Schwangerschaft! Das heisst: Du entscheidest. Nicht dein Mann/deine Frau, nicht dein Gynäkologe, nicht deine Hebamme.
Wir ermutigen den Partner/die Partnerin dabei zu sein, sich zu informieren und auch “mit-schwanger” zu sein. Die Meinung des Partners ist enorm wichtig, und dass er/sie dabei ist auch! ABER: Es ist dein Körper. Und nur du kannst spüren, was du brauchst und welche Art von Unterstützung dir wichtig ist.
Auch wichtig: Wenn du dich mit jemandem aus deinem Team (Hebamme, GynäkologIn etc.) nicht wohlfühlst, darfst du jederzeit wechseln. Sie sind da, um DICH zu unterstützen. Du darfst auf jeden Fall diese Erwartungshaltung haben.
Im Spital
Viele Frauen entscheiden sich aus Sicherheitsgründen für die Geburt in der Klinik. Sie gehen davon aus, es sei sicherer. Tatsächlich ist es so, dass in den meisten Spitälern Kinderärzte, Anästhesisten und eine Neonatologie meist sogar auf demselben Stock wie der Geburtssaal liegen und somit, bei Komplikationen, zügig gehandelt werden kann.
Wünscht sich frau allerdings eine möglichst natürliche Geburt, sprechen diese Zahlen gegen das Spital: In Deutschland erleben nur rund acht Prozent der gesunden Frauen eine Geburt ohne medizinisches Eingreifen, in der Schweiz sind es sogar nur fünf Prozent. “Ohne medizinisches Eingreifen” bedeutet: ohne Wehentropf, Dammschnitt, Saugglocke oder PDA.
Vorteile:
- Für eine Geburt im Spital spricht etwa, wenn es während der Schwangerschaft bereits auffällige Befunde gab und mit Komplikationen gerechnet wird.
Nachteile:
- Meist wechselndes Personal
- Viel Unruhe (es ist eben viel los in einem Spital)
- Es wird meist schneller in den natürlichen Vorgang der Geburt eingegriffen (etwa Wehenbeschleuniger)
Im Geburtshaus
Zu Hause und im Geburtshaus ist die Chance für eine natürliche Geburt deutlich höher.
Geburtshäuser sind selbstständige Betriebe, unabhängig von klinischen Institutionen, in denen eine frauengerechte Hebammengeburtshilfe praktiziert wird. Das heisst, die geburtshilfliche Leitung hier obliegt ausschliesslich der Verantwortung der Hebammen, die eng mit Fachpersonen aus dem medizinischen und psychosozialen Bereich zusammen arbeiten.
Das Ganze drumherum ist in einem Geburtshaus sehr viel entspannter und familiärer als in einer Klinik.
Vorteile:
- Die Väter können standardmässig mit übernachten.
- Mehr Ruhe im Wochenbett
- Fix ein Einzelzimmer
Nachteile:
- Gibt es beim Neugeborenen oder der Mutter Komplikationen, muss in ein Spital verlegt werden, was natürlich Stress bedeutet
Zu Hause
Nur ein Prozent aller Schweizer Frauen gebären zu Hause. Davon sind lediglich ein Bruchteil Mütter, die zum ersten Mal ein Kind entbinden. Oft wünschen sich Frauen eine Hausgeburt, die bereits ein oder mehrere Kinder haben und in der Sicherheit und Geborgenheit ihrer eigenen vier Wände eine Geburt erleben möchten.
Vorteile:
- Viel Privatsphäre und komplette Selbstbestimmung
- Eine eigene Hebamme, die ganz allein für die Mutter da ist
- Keine Maschinen, keine Hektik, kein Stress (keinen Schichtwechsel, kein fremder Arzt)
- Die ganze Familie (falls schon Kinder da sind) kann bei diesem Wunder dabei sein
Nachteile:
- Wie auch beim Geburtshaus muss bei einer Komplikation in eine Klinik verlegt werden.
- Die Eltern müssen alles selbst organisieren: Verpflegung, Wochenbett und auch die Reinigung nach der Geburt.
Informiere dich!
Es ist unglaublich wichtig ganz viele Fragen zu stellen und sich zu informieren. Erst dann weisst du, was zu dir und deinem/r Partner/in passt und was für eine Art von Geburt ihr euch wünscht.
Besuche Infoveranstaltungen
Geburtskliniken und auch Geburtshäuser organisieren regelmässige Infoveranstaltungen, die eine echte Möglichkeit bieten, die Atmosphäre in einer Einrichtung kennenzulernen. Zudem kannst du alle Fragen stellen, die dir auf der Seele brennen. Was gehört im Spital routinemässig zu einem Geburtsvorgang (etwa konstante Nutzung eines Wehenschreibers oder wie oft medikamentös eingeleitet wird)? Wie wird bei einer Komplikation gehandelt? Ist eine Wassergeburt möglich?
Tipp: Wenn die Familienplanung im Gang ist, ihr aber noch nicht schwanger seid, könnt ihr diese Infoveranstaltungen trotzdem schon besuchen. Je früher ihr informiert seid, desto besser.
Besuche einen Kurs
Geburtsvorbereitungskurs
Die Krankenkasse bezahlt 150.- an einen Geburtsvorbereitungskurs. Jede Geburtsklinik bietet einen solchen an und vermittelt in der Regel umfassende Informationen über Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und die erste Zeit als Eltern.
Es gibt zudem einen praktischen Teil mit Atmen- und Entspannungsübungen, die bei der Geburt hilfreich sein können.
Hypnobirthing-Kurs
Wer keinen klassischen Kurs besuchen möchte, kann sich für einen Hypnobirthing-Kurs entscheiden. Er ist besonders für Mütter empfehlenswert, die Angst vor der Geburt haben und sich mehr Sicherheit und Vertrauen wünschen.
Der systematische Abbau von Ängsten mithilfe von Hypnose-Techniken stehen bei Hypnobirthing im Mittelpunkt. Es geht dabei nicht um klassische Hypnose: Man lernt Techniken zur Selbsthypnose und arbeitet ganz viel mit der eigenen Atmung.
Unsere Empfehlungen für Hypnobirthing in der Umgebung Basel-Stadt/Land:
Kerstin Weissköppel
Zur Webseite
www.salomea.ch
Sprich mit Müttern
Keine Fachperson kann das Gespräch zu einer anderen Mutter ersetzen. Du kennst sicher viele Familien in deiner Umgebung: Löchere die Frauen mit deinen Fragen, sprich deine Gedanken und Ängste offen aus. Sie haben die Erfahrung aus erster Hand.
Buchempfehlung
Marie F. Mongan: HypnoBirthing
Formuliere einen Geburtsplan!
Eine Geburt ist zwar etwas Natürliches, aber eigentlich wie ein Marathon: Es braucht Vorbereitung und Planung.
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