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Die Faszien aka das Bindegewebe

Die Faszien, unser riesengrosses Wahrnehmungsorgan. So wie die Haut, bilden sie wie eine zweite Hülle in unserem Körper, die einerseits alles zusammenhaltet, viel Beweglichkeit erlaubt und sogar noch eine krankheitsabwehrende Funktion haben.



Was sind Faszien und wie sehen sie aus?

Seit einigen Jahren redet fast jeder von den Faszien und schon bald hatte die Faszienrolle einen festen Platz in jedem Haushalt.

Für die Wissenschaft ist die Funktion, deren Einfluss und die Bedeutung der Faszien eine grosse Entdeckung der Neuzeit. Für Manualtherapeuten, wie etwa Osteopathen, sind diese Strukturen einer der Grundbausteine ihrer Behandlung.

Das grosse Konstrukt hält einfach alles in unserem Körper zusammen und erlaubt (im gesunden Zustand) trotzdem viel Bewegungsfreiheit. 

Optisch handelt es sich dabei um weisslich, gräuliche Fasern (manchmal auch rosa oder beige), die in verschiedenen Formen und Dichtegraden in unserem Körper zu finden sind. Es gibt sie von millimeterdünnen Schichten bis zu zähen Sehnensträngen.

Sie sind in der Haut, umhüllen alle Strukturen, jeden Knorpel, jeden Knochen, alle Muskeln und alle Organe. So ist von Kopf bis Fuss jeder Körperteil durch diese Hülle mit seinem Nachbarn verbunden.

Stell es dir wie ein Spinnen- oder Maschennetz vor. 

Wozu sind die Faszien da?

Sie sollen alles miteinander verbinden und alles an seinem Platz halten. Aber so, dass alle Strukturen aneinander vorbeiarbeiten können, ohne sich in die Quere zu kommen. Hätten wir keine Faszien, würden wir wortwörtlich auseinander fallen. Zwischen den verschiedenen Hüllen befindet sich eine Art Schmierstoff, dieser ermöglicht das aneinander gleiten der verschiedenen Strukturen.

Wie arbeiten die Faszien?

  • Die Faszien kommunizieren kontinuierlich miteinander und tauschen Informationen aus. Wenn ich etwa meinen linken Arm bewege, der gesunde Strukturen hat, dann wird die Information, dass ich meinen Arm bewege über die Faszien dem anderen, dem rechten, Arm mitgeteilt. Wir können uns auch das Ganze anhand eines Beispiels ansehen: Wenn du ein Bettlaken spannst (ein Bettlaken hat viele verwobene Fäden) und dann zupfst du an einer Ecke, so siehst du, dass sich an einer anderen Stelle das Laken mitbewegt. 
  • Gesunde Faszien sind weich und elastisch. Durch diese elastische Weichheit erlauben sie unsere Bewegungen im Körper. Bei allen Bewegungen, die wir machen, sind die Faszien für die Kraft einzelner Muskelgruppen und den Grad der Dehnung zuständig.
  • Die Faszien verfügen über Schmerzrezeptoren und informieren unser Gehirn sofort, wenn etwas verklebt ist, sich nicht richtig bewegt oder überspannt ist.
Faszien - ZOUTS!
Foto von Tara Winstead von Pexels

Good to know

  • Faszien verfügen über ein Erinnerungsvermögen
  • Jahrhundertelang ging die Forschung davon aus, dass das Bindegewebe etwas ist, was in unserem Körper gar nicht aktiv gebraucht wird. Der Osteopathie-Begründer Dr. Andrew Taylor Still war einer der Ersten, der sich aktiv mit ihnen auseinandersetzte und die wertvolle Arbeit der Faszien schätzen lernte.
  • Würde man aus einem Rumpf alle Organe und Strukturen entfernen, würde man anhand der Faszien die Form aller entfernten Organe weiterhin erkennen – so sehr passen sich diese unserem Konstrukt an.
  • Zum Beispiel 80 % der Patienten mit Schmerzen im unteren Rücken, wissen nicht, woher diese kommen. Auf dem Röntgenbild ist nichts zu sehen, keine Bandscheibe, die verletzt oder kein Muskel, der entzündet ist. Das nennt man „Unspezifische Rückenschmerzen“. Mittlerweile geht man davon aus, dass diese durch verklebte Faszien entstehen. Wenn Faszien verkleben und nicht mehr elastisch sind, dann informieren sie die umliegenden Strukturen und verhärten Muskeln oder setzen Gelenke unter Dauerspannung. Wie schon erwähnt können dann die Schmerzrezeptoren in den Faszien die Information „Schmerz“ an das Gehirn leiten.
  • Gesunde Faszien sehen unter dem Mikroskop aus wie Zuckerwatte. Sind sie verfilzt, ist dies kein gutes Zeichen.

Irrglauben

Weil die Faszien noch relativ unbekannt sind, gibt es keinen typischen Irrglauben dazu. 

Die grösste Falschmeldung wäre wohl, die Faszien zu unterschätzen. Und dass das Dehnen nach dem Sport nicht hilft. 

Dehnung - ZOUTS!
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Was passiert, wenn die Faszien schlapp machen?

Wie bei fast allen unseren Organen und Organismen, mögen es auch die Faszien nicht, wenn wir zu wenig schlafen, nicht ausgewogen essen oder gestresst sind. Zu wenig oder zu viel Bewegung, Fehlbelastungen oder Operationen: Das sind alles Dinge, von denen sich die Faszien erholen müssen.

Forscher konnten sogar nachweisen, dass sich Faszien zusammenziehen, wenn Botenstoffe, die Stress produzieren (Stresshormone), mit den Faszien in Kontakt kommen. Das Zusammenziehen macht einen Verlust der Elastizität und schon befindest du dich im Teufelskreis.

Ein Beispiel:

Eine Achillessehnen-Entzündung ist eine klassische Verletzung und führt zu einer grossen Spannung auf das Fersenbein. Diese Spannung kann über Wochen (sogar Monate) aufrechterhalten bleiben, wenn wir nichts dagegen unternehmen.

Das Fersenbein ist einerseits mit der Achillessehne, andererseits aber auch mit der Plantarfaszie (das ist die grosse, dicke Bindegewebsstruktur, die unsere Fusssohle macht) verbunden. Da die entzündete Achillessehne am Fersenbein zieht, wird unweigerlich die Plantarfaszie auch „verzogen“, diese findet das aber alles andere als toll und kann verkleben oder verhärten. 

Eine Kettenreaktion, die oft passiert.

Weitere Ursprünge:

  • Kein Dehnen nach dem Sport!
  • Zu viel sitzen 
  • Zu wenig Bewegung im Alltag
  • Übersäuerung im Körper durch falsche Ernährung
  • Die Elastizität der Faszien nimmt natürlicherweise mit dem Alter ab. Somit ist es umso wichtiger, je älter wir werden, desto mehr Zeit in unsere Faszien zu investieren.

Zu den mechanischen Komponenten kommen auch noch chemische, die abhängig von einem reibungslos funktionierenden System sind: alle Bestandteile der Faszien schwimmen in einer Matrix. Diese hat eine zähflüssige Konsistenz, etwa so wie rohes Eiweiss. In dieser Matrix findet man Immunzellen, Fettzellen, Nervenzellen etc. Auch Lymphbahnen finden wir hier. Jeder Stress, den wir in unserem Körper erleben (z. B. Grippe, Überbelastung oder Angst), wird unser Fasziensystem erfahren und darauf reagieren.

Was kann ich tun, um Faszien zu unterstützen?

DEHNEN – das Beste, was du für deine Faszien tun kannst. 

Weitere Dinge, die du tun kannst, um dein Bindegewebe zu unterstützen:

  • „Röllele“: Die Blackroll (Fasziensolle) ist immer häufiger ein Begriff und ist in der Tat sehr hilfreich.
  • Massage- oder Noppenball: Rolle mit den Füssen darüber, um deine Fusssohlen zu massieren.
  • Faszien-Stretching: Lockeres auf- und abspringen, auch „elastic jumps“ genannt.
  • Yoga (insbesondere Yin Yoga)
  • Pilates
  • Trampolin springen
  • Tanzen
  • Barfuss gehen, beispielsweise über Baumstämme oder Felsen laufen
  • Massagen aller Art
  • Akupunktur
  • Liebscher & Bracht: Zwei Schweizer haben eine Technik, die relativ intensiv Faszien behandeln.
  • Übersäuerung durch Essen vermeiden
  • genügend Schlaf
  • Stressreduktion
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Foto von Elina Fairytale von Pexels

Kontakte & TherapeutInnen

Ursula Bachmann

Bahnhofstrasse 63

4125 Riehen

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