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Was dein Kiefer und eine verstopfte Nase mit deinem Essverhalten zu tun haben

Kannst du dir vorstellen, dass der Grund für deine chronisch verstopfte Nase dein Kiefer respektive dein Schädel sein könnte? Dass unsere heutige Nahrungsaufnahme und unser Lebensstil dafür sorgen, dass der Kiefer schrumpft? 

In diesem Artikel erfährst du, was deine Atmung mit Schlucken und Nahrung zu tun hat und warum Zähne ziehen eine Verschlimmbesserung ist. 



Die Anatomie des Kiefers

Damit du verstehst, wie dein Kiefer aufgebaut ist, widmen wir uns erst seiner Anatomie.

Das Kiefergelenk befindet sich in unserem Gesicht. Wir haben rechts und links vor der Ohrmuschel jeweils ein Gelenk.

Der obere Teil – der Oberkiefer (Maxilla) – ist in Verbindung mit dem Gesichtsschädel. Er besteht ursprünglich aus zwei Knochen, rechts und links, die im Kindesalter zusammenwachsen und eine Sutur bilden (ähnlich wie ein Gelenk, lässt diese Nahtstelle winzige Bewegungen zu, ist jedoch fürs Auge unsichtbar).

Kiefer - Kiefergelenk - Illustration - ZOUTS

Der Unterkiefer (Mandibula) hingegen ist ein ganzer Knochen. Jeweils rechts und links ist er in Verbindung mit dem Schläfenbein (nach hinten).

Das Kiefergelenk bildet sich aus Unterkiefer und Schläfenbein.

Der Oberkiefer hat mit dem Unterkiefer den wichtigsten Kontakt über die Zähne und zahlreiche Muskeln. Diesen Kontakt nennt man Okklusion.

Unsere Zunge (ein Konstrukt aus vielen Muskeln) fungiert als Aufhängefunktion des Unterkiefers. Zwischen Unterkiefer und Schläfenbein haben wir eine Art Kissen (wie die Menisken im Knie), um das Öffnen und Schliessen des Mundes weich und rund zu gestalten. 

Die Muskeln, die unseren Kiefer bewegen, sind enorm stark. Wenn man die Kraft unserer Muskeln im Körper proportional zu deren Grösse vergleicht, ist der Masseter (ein grosser prägnanter Kiefermuskel) sogar der stärkste von allen. 

Um den Kiefer öffnen und schliessen zu können, haben wir Muskeln, die sich beim Öffnungsvorgang anspannen und solche, die sich dabei entspannen (Agonisten und Antagonisten). 

Das Gleiche gilt für das Schliessen des Mundes. Somit ist die entspannte Position des Kiefergelenks weder in der geöffneten noch in der komplett geschlossenen Stellung.

Dein Kiefer ist übrigens nur entspannt, wenn sich die Zähne gar nicht berühren und die Lippen nur knapp berühren oder leicht geöffnet sind.
Ein wenig wie ein Schlafzimmer- oder Dödel-Mund-Offen-Gesicht. 😲

Good to know

Eine Spannung im Gesicht ist nie nur einseitig. Hast du etwa eine entzündete Nebenhöhle oder einen entzündeten Zahn oder hast dich durch einen Sturz auf den Kopf verletzt, tritt diese Spannung niemals nur auf der Seite auf, wo das Ursprungsproblem liegt. 

Dank der Verbindung durch den Unterkiefer treten die Beschwerden auch auf der anderen Seite auf. Deswegen ganz wichtig: Kieferprobleme dürfen wir nie nur einseitig betrachten. Da ist immer der ganze Schädel im Spiel. 

Unsere Zähne

Oben und unten haben wir zusammengerechnet 32 Zähne, je 16 im Unterkiefer und Oberkiefer. Wir haben Schneide-, Eck- und Mahlzähne, die dazu da sind, alle möglichen Lebensmittel zu zerkauen. 

Kiefer - Zähne - Anatomie
Photo by cottonbro

Die Weisheitszähne

Als Weisheitszähne bezeichnet die Zahnmedizin, die letzten/hintersten vier Backenzähne. Sie wachsen später als die anderen Zähne (meistens in der Pubertät). In unserer modernen Gesellschaft haben die meisten Menschen aber einen zu kleinen Kiefer und somit drücken diese Molosse stark auf die anderen Zähne.

Das kann zu Schmerzen und Verschiebungen der Zahnstellung führen. Somit hat die moderne Zahnmedizin die Lösung gefunden, indem sie diese «Störenfriede» entfernt. Weisheitszähne sind, wie die anderen Molaren hier, um Lebensmittel zu zermalmen. Ob wir diese wirklich brauchen oder nicht ist ein umstrittenes Thema. Darüber sprechen wir ein anderes Mal.

Was unsere Ernährung mit unserem Kiefer zu tun hat

Der Anfang des Ungleichgewichts

Die Geschichte hat gezeigt, dass wir Menschen Opportunisten sind – sprich, Allesfresser.

Je nach Region, und somit dem, was die Natur im Angebot hat, passt sich unser Körper an. Wir können mit unseren Zähnen schneiden, reissen und mahlen, abhängig vom Lebensmittel, welches wir zu uns nehmen.

Vergleichen wir Urvölker auf der ganzen Welt, entdecken wir die Unterschiede: Ernährten sich die einen grösstenteils von Fleisch und Milch, gab es andere Völker, welche sich (umgebungsbedingt) fast ausschliesslich vegetarisch ernährten.  Je nach Ort, Flora und Fauna waren die Unterschiede wirklich gross.

Was jedoch alle gemeinsam haben: Mangel aufgrund einer Fehlernährung gab es kaum. Wir sind weder von Natur aus Fleischfresser, noch sind wir von Natur aus Vegetarier oder Veganer. Jeder Mensch und jede Kultur hat individuelle Bedürfnisse.

Essen - Ernährung - Kiefer
Photo by Engin Akyurt

Die Industrialisierung hat uns von der Natur und unserem natürlichen Verhalten weggebracht. Unser Überfluss an allen möglichen Lebensmittel, alles zu jeder Jahreszeit verfügbar zu haben, die unzähligen Zusatzstoffe: Das alles hat zu einem Ungleichgewicht geführt.

Was deine Atmung mit Schlucken und Nahrung zu tun hat

40 % der Bevölkerung in unseren Breitengraden leiden unter einer chronisch verstopften Nase. Viele von uns sind chronische Mundatmer geworden. Einige der Gründe dafür sind sicherlich Allergien, trockene Luft in den Räumen, Entzündungen etc.

„Was hat diese Information in einem Beitrag zum Thema Kiefer zu tun?“, fragst du dich jetzt vielleicht.

Das Hauptproblem der chronisch verstopften Nase ist unser Schädel.

Kiefer - verstopfte Nase - Erkältung -  ZOUTS!
Photo by Andrea Piacquadio

Unser Kiefer verändert sich

Die Schädelevolution der Menschen erlebt eine Regression auf Höhe des Gesichtsschädels. Der Mund wächst nicht mehr in die Breite, sondern nach oben. Diese Wölbung des Oberkiefers nach oben drückt auf die Atemwege und behindert die Entwicklung der Nasenhöhle. Das stört die Funktion der Nase, die Atmung durch die Nase wird anstrengender. Um das Gefühl des Erstickens zu vermeiden, öffnen wir den Mund, um mehr Luft zu bekommen. 

Unsere Vorfahren hatten weder schiefe Zähne noch einen zu kleinen Kiefer. Unzählige Untersuchungen von Schädeln aus vorherigen Jahrhunderten haben gezeigt, dass das Problem des zu kleinen Kiefers erst mit der industriellen Revolution aufgetaucht ist. Ab dem Moment, wo die Menschen verarbeitete Produkte angefangen haben zu essen. Wir sind weiter oben bereits darauf eingegangen.

Das Stimulieren des Kiefers und seines Wachstums passiert über das Kauen, das Schlucken und das Atmen (durch die Nase). Seit der industriellen Revolution, seit der Zeit, in der die Lebensmittel so verändert wurden, dass wir sie nicht mehr minutenlang kauen mussten, bevor wir sie schlucken können, erlebt der Oberkiefer die oben genannte Regression.

Weitere Gründe für unsere Kiefer-Veränderungen:

Frühes Abstillen von Kindern

Das Saugen an der Brust ist ein gutes Training für den Kinderkiefer. Früher wurden Kinder zwischen zwei und sieben Jahre lang gestillt.

Stillen - Kiefer - ZOUTS!
Photo by Helena Lopes

Heute bekommen viele Kinder (in der westlichen Welt) bereits ab dem vierten Monat Brei und ein Fläschchen.

Dies ist der Anfang der Epidemie des zu kleinen Kiefers: Die Stimulation des Wachstums nach aussen wird um ein Vielfaches reduziert. Wir benötigen aber schon von Kindesalter an eine starke Zunge, welche die Milchzähne nach vorn und den Kiefer nach aussen drücken kann. 

Warum langes Stillen sowohl für Kind als auch Mutter wertvoll sind, erfährst du hier:

Weiche Nahrung, wenig kauen

Unsere Lebensmittel werden grösstenteils gekocht gegessen und sind viel zu weich. Wir können das Meiste in unserer Küche nach nur drei Mal kauen herunterschlucken. Der Kiefer wird nicht mehr stimuliert. Somit bleibt nur noch der Schluckvorgang und die Atmung.

Doch da die Atemwege zusammengedrückt werden (siehe oben), haben wir einen Grossteil der Komponenten verloren, die unser Kiefer bräuchte, um gesund zu wachsen. Es wurden diverse Studien, auch an Tieren, durchgeführt: Essen Tiere zu lange weiche Nahrung, zerfällt ihr grosser Kieferbogen und die Zähne schieben sich übereinander.

Das sind alles Gründe, wie unsere schiefen Zähne respektive „zu wenig Platz“ in unserem Mund entsteht. 

Zähne ziehen: Die Verschlimmbesserung

Mitte des 20. Jahrhunderts begann die moderne Zahnmedizin mit einem «einfachen und nicht so schmerzhaftem» Verfahren: Zähne ziehen, um mehr Platz in der Mundhöhle zu haben.

Auch heute noch ist das Zahnziehen eine beliebte Methode. Allerdings ist das eine Verschlimmbesserung: Wir haben sowieso schon zu wenig Platz im Mund. Ziehen wir nun Zähne, regressiert der Gaumen noch mehr, drückt noch mehr nach oben und blockiert unsere Atemwege nach wie vor.

Das Grundproblem wird also verlagert und neue Probleme entstehen:

  • Der Schädel verformt sich. Er wird länger (ovaler) und die Augen fallen nach unten.
  • Um die Atemwege freizubekommen, verlagert der Körper den Kopf nach vorn (das öffnet die Luftwege). Es entsteht die «Haltung des modernen Menschen» mit Schildkrötenhals und Buckel. Alles Krafttraining und aufrechtes Sitzen hilft nicht. 
  • Der Körper schaltet auf Mundatmung um:
    • Stresshormone werden vermehrt ausgeschüttet
    • Herzfrequenz wird erhöht
    • Schlafapnoe, Schnarchen, Stoffwechselstörungen entstehen
    • etc.
Schädel - Kiefer - ZOUTS!
Photo by Tara Winstead

Lösungen für zu Hause

Jetzt haben wir hier aber nur «Probleme» angesprochen. Wo bleiben die Lösungen?

Wir verraten dir fünf Methoden, um einen gesunden, starken und entspannten Kiefer zu bekommen.

EMPFEHLUNGEN

James Nestor: Breath – Atem

Sandra Kahn: Jaws: The Story of a Hidden Epidemic

Übungen, um deinen Kiefer zu trainieren und dem Phänomen „zu wenig Platz“ entgegenzuwirken, findest du etwa auf Youtube:

Mewing, nach John Mew


In diesem Beitrag erfährst du mehr zur falschen Atmung.

Warum das grosse Ganze so wichtig ist, erklären wir anhand des Hochhaus-Beispiels:

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