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Lea: Knoblauch-Tag

Gestern war Isabelle’s Geburtstag – ein Grund zum Feiern! (Wie praktisch, dass das auf einen Donnerstag fiel und ich mir den Freitag gleich mit freigenommen habe.) Heute stand also alles unter dem Motto: Entspannung!

Ein freier Tag, der es in sich hat

Der Tag begann mit einem Termin zur Bioresonanz um 10:30. Trotz Müdigkeit fühlte ich mich entspannt und in halbwegs guter Laune. Aber, wie so oft, schlich sich Stress ein – mein innerer Antreiber meldete sich. Seit ich denken kann, sind „freie Tage“ für mich mit einem subtilen Druck verbunden: „Du musst produktiv sein, um deinen Wert zu beweisen.“

Ich habe „l’autre jour“ (das ist ein Ausdruck, den man leider nicht auf Deutsch übersetzen kann. Wortwörtlich heisst es „am anderen Tag“. In unserer Welt meint es: Irgendwann in der nahen Vergangenheit, vielleicht vor fünf Minuten – oder vor 500 Jahren. 😜) wieder einmal festgestellt, wie sehr alles, was ich mache, mit Angst, Stress und Druck verbunden ist.

Das weiss ich schon lange, und ich arbeite seit Jahren daran, aber immer wieder wird mir bewusst, wie tief dieses Muster sitzt. Es fühlt sich an, als hinge ALLES mit dem Überleben zusammen. Mein Trick, um das zu durchbrechen: Ich mache alles langsam. So habe ich Zeit, mein Gehirn zu beobachten und alte Muster Stück für Stück loszulassen. Und wenn ich etwas nicht will, dann mache ich es einfach nicht.

Jedes Mal, wenn ich merke, dass mein Gehirn in den Stressmodus schaltet, stoppe ich es. Ich sage mir ganz bewusst: „Es gibt keinen Grund, gestresst zu sein.“

Mein «Projekt Knoblauch»

Knoblauch
Photo By Kaboompics.com

Nach der Bioresonanz ging es direkt in die Migros – ich wollte Knoblauch kaufen. Viel Knoblauch! In der Migros hatte ich schon neun Knoblauchknollen gekauft. Nachdem ich zu Hause alles vorbereitet hatte (Knoblauch auseinandernehmen, schälen, das Endstück abschneiden und halbieren, um das Innere zu entfernen – und das selbstverständlich nur mit einem Film im Hintergrund, sonst überleben wir das nicht! 😄), merkte ich: Ich brauche mehr Knoblauch. Also ging es noch schnell in den Coop.

Auf dem Weg nach Hause passierte, was oft passiert: Mein Gehirn startete einen Stress-Monolog. Es begann meinen gesamten Abend minutiös durchzuplanen:

„Wenn wir zu Hause sind, musst du deine Jacke ausziehen, dann den Knoblauch ins Wasser legen (damit die Haut leichter abgeht). Das dauert ein paar Minuten – also musst du in der Zwischenzeit etwas anderes erledigen. Wäsche zusammenfalten vielleicht? Die liegt ja schon ewig herum. Oder eine Gesichtsmaske machen? Wobei, dafür musst du dich erst abschminken. Ach ja, wenn du das machst, darf es nicht zu lange dauern, weil der Knoblauch ja nur fünf Minuten einweichen muss. Und vergiss den Thymian nicht für den Knoblauch im Ofen. Und übrigens, du gehst heute nicht mehr raus, also zieh dir direkt eine Trainerhose an. Und STOP!!!“

Diese gesamte Gedankenspirale passierte in zwei Sekunden. Und ja, einige Gedanken wurden noch zu Ende gedacht, bevor der nächste kam.

Ich weiss mittlerweile, dass mein Gehirn unaufhörlich plant, wenn ich es nicht stoppe. Je mehr geplant wird, desto besser – zumindest aus seiner Sicht. Und wenn es plant, stellt es alles auf ein Podest: „Wenn du das alles schaffst, bist du perfekt. Das bedeutet, du bist gut, bekommst Anerkennung und damit bessere Überlebenschancen.“

Planen heisst für mein Gehirn, eine Liste zu erstellen. Es geht dabei gar nicht um den Inhalt der Aufgaben, sondern nur darum, möglichst viele Dinge abzuhaken. Ob das alles sinnvoll ist, spielt keine Rolle.

Der Weg zur Ruhe

Ganz bewusst trenne ich den Link zwischen dem, was ich mache, und meinem Wert. Zwischen dem, was ich mache, und der Erwartung an Anerkennung. Zwischen dem, was ich mache, und der Frage, wer ich bin. Und das mache ich an allen möglichen Stellen, immer wieder, jeden Tag, tausendmal, sobald ich merke, dass mein Gehirn auf Überlebensmodus schaltet.

Knoblauch auf der Terrasse
Photo de ClickerHappy

Mein Ziel ist es, mein Nervensystem runterzufahren, weil das der einzige Weg ist, wie man heilt und gesund bleibt. Das bedeutet: Weg vom Überlebensmodus, weg von Fight-Flight-Freeze-Fawn, weg vom Stress, weg von der Verknüpfung meines Wertes mit meinen Leistungen, weg von der Angst vor dem Unbekannten, weg von dem Drang, alles im Griff haben zu müssen, weg vom Gefallen-Wollen und vom „richtig“ oder „falsch“.

Mittlerweile mache ich das gerne. Ich bin geduldig mit mir selbst und nehme mir die Zeit, mir auf die Schulter zu klopfen. Ich mache das gut.

Seitdem ich das täglich übe, merke ich, wie viel besser es mir geht – und wie viel angenehmer es ist, Dinge zu erledigen. Und es fühlt sich genauso angenehm an, wenn sie mal nicht erledigt sind. Es ist keine Folter mehr, meine Küche regelmässig zu putzen, und wenn ich es nicht regelmässig mache, ist das auch okay. Wenn ich sage „okay“, dann meine ich das wirklich so.

Am Ende des Tages fällt mir oft auf, dass ich viel mehr geschafft habe, als ich dachte, und dabei auch noch Spass hatte.

Ich plane nicht mehr, wie wir es früher gelernt haben: „Um diese Uhrzeit machst du das, und fünf Minuten später musst du fertig sein, und wenn du länger brauchst, bist du ein Fehler und hast nicht verdient zu atmen.“ Es klingt absurd, oder? Aber so funktioniert das Gehirn, wenn man sich ständig selbst unter Druck setzt.

Mein Ziel ist nicht mehr das Überleben, sondern das Leben geniessen, neugierig sein, entspannen, meinen Horizont erweitern.

Projekte statt Pläne

Mittlerweile sehe ich Aufgaben als Projekte: Projekt Knoblauch, Projekt SMS beantworten, Projekt Manga lesen, Projekt duschen, Projekt fühlen, worauf ich Lust habe. Diese Projekte stehen im Raum. Wenn es soweit ist, dann erledige ich sie. Und wenn nicht, dann eben nicht.

Ich kann dir auch nicht im Voraus sagen, wann es losgeht. Und nur weil ich etwas angefangen habe, heisst das nicht, dass ich es automatisch abschliessen werde. Das lasse ich komplett offen und überrasche mich selbst. Mein Job ist, darauf zu vertrauen, dass es irgendwann passiert – und wenn nicht, dann halt nicht. 🤷😁

Frisches Knoblauch
Photo de Engin Akyurt

Ein erfolgreicher Knoblauch-Tag

Es ist jetzt 20:55, und ich habe alle meine Knoblauchgerichte fertiggestellt. Das Toum auf getoastetem Brot mit Tomaten, Burrata und Basilikum? Himmlisch! 🤤 Ausserdem war ich zweimal einkaufen, in der Apotheke (wo ich ewig warten musste – Klassiker!) und habe meine Morgengetränke sowie die Zutaten für die nächsten sieben Proteinshakes vorbereitet. Und Projekt Blog schreiben ist auch erledigt, mit dem hatte ich heute überhaupt nicht gerechnet.

Und weisst du was? Alles ohne Drang oder Zwang. Es hat Spass gemacht, und ich fühle mich gut. Morgen könnte ich „Projekt Cookies“ starten. Oder auch nicht. Wir werden sehen. 😉

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