In der westlichen Welt ist Yoga eine sanfte Methode, sich zu bewegen und Spiritualität in diese Bewegung zu integrieren. Aber Yoga ist noch weit mehr als das.
Aus dem indischen Sanskrit bedeutet „Yoga“ so viel wie „Einheit und Harmonie“.
Yoga arbeitet einheitlich und wirkt auf alle Teile des Menschen: Physisch, mental, emotional, psychisch und spirituell. Ziel davon ist es, alle Ebenen in Harmonie zu bringen, damit sie alle zusammen am besten für den ganzen Körper arbeiten.
Die acht Glieder des Yoga
#1 Yama
Es beschreibt den Grundsatz, seine eigenen und die Grenzen anderer Menschen zu respektieren, respektive nicht zu überschreiten. Es funktioniert nach fünf Prinzipien:
- Ahimsa: Gewaltlosigkeit
- Satya: Wahrhaftigkeit
- Asteya: Nicht-Stehlen
- Brahmacharya: Energie sparen und handeln im Bewusstsein des „Göttlichen“
- Aparighara: Nicht-Horten (nicht von materiellen Dingen abhängig sein)
#2 Niyama
Die zweite Stufe stellt eine Art Verhaltenskodex dar, wie man mit sich selbst umgehen soll. Es werden fünf Niyamas beschrieben:
- Saucha: Reinheit von Körper und Geist
- Santosha: Zufriedenheit, Genügsamkeit und Dankbarkeit
- Tapas: Eigendisziplin
- Svadhyaya: Selbststudium
- Ishvara Pranidhana: Hingabe zum „Göttlichen“
#3 Asanas oder Körperübungen
Das sind die physischen Bewegungen und Haltungen, die der Westen als Yoga versteht, auch wenn es nur ein kleiner Teil davon ist. Mit den Asanas soll die Gesundheit wiederhergestellt und der Körper gekräftigt und gedehnt werden, um seine Widerstandsfähigkeit zu stärken. Es ist eine Vorbereitung auf die Meditation und das Stillsitzen.
Vor den Asanas soll der Körper durch verschiedene Praktiken gereinigt werden, die sich Kriyas nennen:
- Jala Neti: Nasenreinigung
- Kapalabhati: Reinigung für Darm und Lunge
- Nauli: Reinigung der Verdauungsorgane durch abdominale Massage
- Trataka: Augenreinigung durch Konzentration auf eine Kerzenflamme
#4 Pranayama
Das vierte Glied bezeichnet die Zusammenführung von Körper und Geist durch Atemübungen. Die verschiedenen Arten der Atmung bilden das Prana (Lebensenergie) und die Verknüpfung zwischen Körper und Geist. Es ist wichtig, dass die Asanas vor den Pranayamas durchgeführt werden.
#5 Pratyahara
Mit dem Pratyahara wird die Technik beschrieben, mit der man seine Aufmerksamkeit wieder nach innen fokussiert und gewissermassen äussere Sinneseindrücke ausblenden.
#6 Dharana
Der sechste Punkt steht für Konzentration. Man konzentriert sich auf einen Gegenstand oder einen Punkt (etwa auf die Atmung, ein Mantra, die Stille).
#7 Dhyana
Durch das Dharana erlangt man die siebte Stufe und somit die Meditation. Hierbei geht um reine Beobachtung, Gedanken und Ego spielen keine Rolle.
#8 Samadhi
Alle vorherigen Stufen sind die Vorbereitung auf das letzte Glied, Samadhi, welches für die vollkommene Erkenntnis und Einheitserfahrung steht. Und gewissermassen das „Ziel“ von Yoga ist. Das Beobachtete und die/der Beobachtende verschmelzen zu einer Einheit. Die Einheit mit dem „Göttlichen“ kommt zum Zug.
Warum Yoga praktizieren?
- Um einen Ausgleich zu den hohen Anforderungen des Alltags zu schaffen
- Um deinen Körper besser kennenzulernen: Verbesserung deiner Selbstwahrnehmung und Beobachtung von deinem Körper, Atem und Geist und generell um ein besseres Körpergefühl zu bekommen und entwickeln
- Um alte Traumata zu heilen und deine Gesundheit zu unterstützen
- Für Stärkung von Körper, Geist und Seele
- Zur Beruhigung deines Geistes und um innere Stille und Friede zu erfahren
- Um Klarheit und Wahrheit für dein Leben zu schaffen
Wann ist es am besten, Yoga zu praktizieren?
Am besten wirkt Yoga morgens, bevor äussere Einflüsse auf dich einprasseln. Du hast die Möglichkeit Zeit mit dir selbst zu verbringen, dich besser kennenzulernen und dich vor der Aussenwelt abzugrenzen, bevor du in den Alltag startest.
Was für Yogastile gibt es?
Es gibt unzählige verschiedene Arten von Yoga, hier sind einige davon:
- Hatha-Yoga: Gleichgewicht zwischen Körper und Geist vorwiegend durch Asanas, Atemübungen und Meditation
- Ashtanga: Dynamisch und kraftvoll, feste Abfolgen von Asanas
- Iyengas: Fokus auf präzise Ausführung der Asanas.
- Vinyasa: Dynamischer Fluss, wo die verschiedene Asanas mit Zwischenbewegungen verknüpft werden
- Yin: Asanas werden länger gehalten, um die tieferen Gewebsschichten zu erreichen
- Bikram (oder Hot Yoga): Asana in einem geheizten Raum (38 Grad) vor einem Spiegel mit fester Sequenz von Asanas
In den nächsten Beiträgen widmen wir uns ausführlicher den Yamas und Niyamas, den Asanas, den Kriyas und den Atemübungen.
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